Geschichte der Zahnpflege
von Redaktion
Zur GESCHICHTE der ZAHNPFLEGE
Die ältesten Spuren und Aufzeichnungen zur Zahnpflege gehen zurück bis 5.000 v. Chr. Ägypter, Babylonier und Römer verwendeten Reinigungspasten zum Abschleifen des Zahnbelags, die zum Beispiel aus zerriebenen Tierhufen, Knochen und Eierschalen hergestellt wurden. Zahnstocher fertigten sie aus Zweigen, und Mundgeruch wurde mit pulverisierter Holzkohle und Baumrinde bekämpft.
Wo Sauberkeitsriten Bestandteile der Religion waren, hat man der Zahnpflege größere Aufmerksamkeit gewidmet. In Indien empfahl das Gesetzbuch von Manu die Reinigung der Zähne mit Bürste und Paste. Faserig gekaute Zweige dienten als „Zahnbürste“, ein Gemisch aus Honig, Ingwer, Zimt, Salz, Muskatnuss und Sesamöl als „Zahnpasta“. Da den Hindus der Mund als Tor zum Körper galt, achteten sie streng auf Sauberkeit. Die Priesterkaste der Brahmanen putzte vor Sonnenaufgang eine Stunde lang die Zähne und sprach dabei Gebete.
In der Steinzeit befassten sich die Menschen kaum mit Zahnpflege. Trotzdem litten sie wenig unter Karies, da sie nur Fleisch und Pflanzen zu sich nahmen. In ihrer Nahrung gab es kaum Zucker, der die Zähne geschädigt hätte. Mit Weidenstöckchen stocherten sie die Zähne von Speiseresten frei.
Bei Zahnschmerzen hielten sie es mit dieser „Weisheit“: "Schneide aus der Rinde eines Holunderbaums einen Splitter. Mit diesem stochere dein Zahnfleisch blutig. Stecke den Splitter dann an der gleichen Stelle zurück in den Baum. Ist er wieder festgewachsen, dann werden auch deine Zahnschmerzen vorbei sein."
Bereits 5.000 v. Chr. beherrschten die alten Ägypter einfache, aber wirkungsvolle Formen der Zahnhygiene. Papyrusfunde und Höhlenmalereien bezeugen diese vermutlich ältesten Formen des Zähneputzens.
Als Reinigungsgerät diente ein Zweig des Arakbaumes oder eines anderen aromatischen Gehölzes. Der Zweig musste 24 Stunden in kaltes Wasser gelegt werden, damit sich die Fasern lösten und pinselartig auffächerten. Die Ägypter verwendeten solche ausgefransten Zweige und Wurzeln, die sie wie Bürsten verwendeten, und behandelten Zähne und Entzündungen mit Myrrhe, die stark desinfizierend wirkte.
Von ägyptischen Ärzten ist die erste Zahnpasta, eine Mischung aus gemahlenem Bims und Weinessig, überliefert.
Vom Propheten Mohammed ist überliefert, dass er sich kleine Holzstäbchen schnitzte, um sich damit Speisereste aus den Zähnen zu entfernen. Bis heute weit verbreitet ist in den arabischen Ländern das Zähneputzen mit der reichlich natürliches Fluorid enthaltenden Wurzel des Zahnbürstenbaums (Salvadora persica), die bereits die alten Ägypter verwendeten. Die Wurzelspitzen werden dabei zunächst faserig gekaut und danach als Bürste egründet. Zu den im Islam vorgeschriebenen fünf rituellen Waschungen am Tag gbenutzt. Auch im arabischen Kulturbereich war die Zahnpflege religiös behörte auch das dreimalige Ausspülen des Mundes.
Im Kaiserreich China wurden um 1.500 n. Chr. Zahnbürsten mit Borsten entwickelt, welche die Form eines Pinsels hatten. Die Borsten entnahm man den Nackenborsten von Hausschweinen und befestigte sie an Stielen aus Bambus oder Knochen.
Die Römer hatten ganz spezielle Methoden, ihre Zähne zu schützen. Sie kochten Frösche in Essig aus, und mit dieser Brühe spülten sie sich den Mund. Es herrschte zudem der Glaube, Urin von kleinen Jungen sei gut für die Zähne.
Dentifricium nannten die Römer das von ihnen verwendete Zahnpulver aus Knochenmehl und anderen feinkörnigen Substanzen. Auch Kochsalz als Mittel zur Zahnreinigung geht auf römische Ursprünge zurück. Zahnstocher wurden aus Federn, Bronze oder Holz hergestellt.
Ärzte empfahlen die Zähne mit den Fingern und dem Saft zerriebener Minze zu reinigen.
400 n. Chr. wurden Bengalpfeffer, Ingwer und alkalische Asche zur Zahnpflege verwendet.
Pflanzenwurzeln dienten als Zahnbürste. Die Zähne wurden mit Alaun gereinigt. Verschiedene aromatische Blumen und Pflanzen sollten den schlechten Geruch bekämpfen.
Nach dem Zerfall des Römischen Weltreiches verliert sich die Spur des Zahnstochers Völkerwanderung und Kreuzzüge hatten für derlei „Luxusartikel“ keine Verwendung. Erst im späteren Mittelalter kommt der Zahnstocher wieder zum Vorschein. Aufgrund höfischer Sitten wurde wieder Wert auf Äußeres und gutes Benehmen – so auch bei Tisch – gelegt.
In der Renaissance erfuhr der einfache Zahnstocher die Aufwertung zum Schmuckstück. Edelmänner trugen ihn, angefertigt aus Silber oder Elfenbein, an einer Kette um den Hals. Eine Zahnbürste nach chinesischem Vorbild wird in Deutschland um 1750 erstmals schriftlich erwähnt. In Deutschland und Europa verwendete man jedoch weicheres Pferdehaar. Neben einer solchen Zahnbürste waren auch Schwämme oder Tücher zum Reinigen der Zähne in Gebrauch.
Zahnpulver des 19.Jh. enthielten als Putzkörper Marmorpulver, Bims- oder Ziegelmehl,Magnesiumcarbonat, pulverisierte Eier-, Sepia- oder Austernschalen, Holzkohlenpulver und Ähnliches. Diese Pulver wurden in Fabriken gefertigt oder vom Apotheker gemischt und in Papiertüten oder Dosen verkauft. Die Zahnputzmixturen enthielten Geschmacksverbesserer, wie Pfefferminzöl, Menthol, Honig, Zucker oder Veilchenöl. Schmerzstillende, antimikrobielle und entzündungshemmende Substanzen wie Salbei, Nelkenöl, Kalmusöl und Kokain wurden ebenfalls zugesetzt Die meisten Zahnputzmittel des 19. Jahrhunderts waren zudem mit Karmin rosa bis dunkelrot eingefärbt, um dem Schönheitsideal folgend eine kräftige Farbe von Zahnfleisch und Lippen zu erzeugen.
Der Engländer William Addis gründete um 1780 die erste Firma, die professionell Zahnbürsten herstellte. Sie bestanden aus Kuhknochen und Haaren von Kühen und waren zu jener Zeit ein Luxusartikel, den sich nur Adlige leisten konnten. Erst mit der Erfindung künstlicher Fasern (Nylon 1938) entwickelte sich die Zahnbürstenproduktion zu einem bezahlbaren Massenartikel für jedermann. Anfangs waren die Borsten jedoch noch so hart, dass das Zahnfleisch häufig verletzt wurde. Erst 1950 gelangte ein weicheres Nylon auf den Markt.
Erst als weichere Borsten eingesetzt wurden, verbreitete sich der Gebrauch der Zahnbürste. Parallel dazu wurde auch das Zahnpulver weiter entwickelt. Als Putzkörper verwendete man zunehmend feinere Reibstoffe wie etwa Kreide, als Zusätze immer häufiger Geschmacksstoffe wie zum Beispiel Zucker oder Menthol. Die nunmehr in Tuben abgefüllten Zahnpasten blieben länger frisch und trockneten nicht aus. 1955 gelang es Procter & Gamble, die erste fluoridhaltige Zahnpasta auf den Markt zu bringen.
Die Fünfzigerjahre brachten nicht nur die moderne Generation von Zahnpasten hervor, auch die Zahnbürsten wurden entscheidend verbessert.
An der Frage, ob es besser sei, Zähne mechanisch oder mit Elektrobürste zu reinigen, scheiden sich bis heute die Geister.